Derjenigen unter Euch, die für die Adventszeit etwas zu lesen sucht – nicht zu lang, nicht zu kompliziert, herzerwärmend und von einer spannenden Autorin -, der empfehle ich “Das Weihnachtshaus” von Zsuzsa Bánk, vor ein paar Jahren schon erschienen beim S. Fischer Verlag.
Hier eine Kostprobe daraus, die einige schon am letzten Yogawochenende kennengelernt haben – ein schöne Passage zum Thema Stille und Advent.
Stille und Advent gehen überhaupt nicht zusammen. Stille und Advent sind als Widerspruch in sich angelegt, Stille und Advent fallen weit auseinander, schon beim Aussprechen fallen sie sofort auseinander, ach was, schon beim Denken stechen sie sich aus, sie wollen sich einfach nicht zusammen denken lassen. Nur am Abend ist es manchmal da, das kleine bisschen stille Zeit, wenn ich darauf achte, kann ich es manchmal wenige Augenblicke lang spüren, so ab und an, so jeden dritten, vierten Abend vielleicht. Wenn wir die Cafétür schließen, das schwere Gitter vor dem großen Fenster herablassen, die Kaffeemaschine ausschalten, wenn ihr Grundbrummen aufhört und sie anfängt zu schweigen, wenn wir den Rest an Torten und Kuchen in die Kühlzelle stellen, Lilli die Musik ausmacht und kein Geräusch mehr kommt, keine Stimmen mehr zu hören sind-das ist meine stille Zeit. Diese zehn, fünfzehn Minuten am Abend sind unsere stille Zeit, Lillis und meine stille Zeit im Advent. Wir sitzen auf dem roten Sofa mit der hohen Lehne, reden nicht, schauen durchs Fenster zur Straße, wo die Straßenbahnen Richtung Zentrum fahren, ziehen die Schuhe aus, legen die Füße hoch.